KI macht Kunst

Die Lancierung der ChatGPT genannten Gratisversion des Chatbots von OpenAI Ende November 2022 war ein Donnerschlag, der immer noch nachhallt. Plötzlich trat ins globale öffentliche Bewusstsein, was mit der künstlichen Intelligenz (KI) auf uns zukommt. Wie es Prognosen so an sich haben, ist schwierig abzuschätzen, wie stark KI die Gesellschaft (Arbeitswelt, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft etc.) tatsächlich umpflügen und die Menschheitsherausforderungen (Krieg und Frieden, Gerechtigkeit, Klima) prägen wird.

Ich denke, es ist besser, wir stellen uns auf das disruptive Szenario ein. Technischer Fortschritt hat sich in der Geschichte noch nie aufhalten lassen. Umso entscheidender wird sein, ob es gelingt, das enorme Innovationstempo rechtzeitig mit sinnvollen Regulierungen in vernünftige Bahnen zu lenken. Was bezweifelt werden darf. Aber das ist eine andere Geschichte.

Auch in Kunst und Kultur ist KI längst angekommen. Unlängst hatte ich Gelegenheit bei einer künstlerischen Arbeit einen Beitrag zu leisten, wo die Auseinandersetzung mit KI eine wichtige Rolle spielt. Im Rahmen des CAS Arts and Design in Practice an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) hat Diana Fry die audiovisuelle Installation FRAGMENTE – EIN KLANGBAD IN DREI PASSAGEN gestaltet. Ausgerüstet mit Smartphone und Kopfhörern kann sich das Publikum auf einen Rundgang durch die seit 30 Jahren trockengelegten Wasserbecken der historischen Kneipp- und Wasser-Freizeitanlage in der Stadtoase am Zürichberg machen. Diana Fry schreibt dazu: «Jedes der drei Becken bildet ein eigenes Fragment. Verbunden sind die Fragmente durch drei Passagen. Jedes der Fragmente eröffnet eine Welt aus Klängen Texten und visuellen Bruchstücken. Die Installation verleiht dem Geist des Ortes – dem „Genius Loci“ – eine spürbare Präsenz.»

Wo und wie spielt die KI bei FRAGMENTE eine Rolle? Es beginnt beim Plakat, das eine junge Frau zeigt, deren Look an die 1950 und 60er Jahre erinnert. Jener Zeit, in die uns die Installation entführt. Das Foto hat die KI generiert. Genauso wie die angenehme weibliche Stimme, deren Anweisungen durch die Installation führen. Meine eigene Stimme bildet den menschlichen Kontrapunkt dazu. Diana Fry schreibt, ihre Arbeit soll ermutigen, über sich selbst, die eigene Beziehung zum Wasser und die heutigen globalen Herausforderungen nachzudenken, Visionen zu formulieren und mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken.

Wie ist die Arbeit von Diana Fry einzuordnen? Dazu sagt uns die freundliche Frauenstimme am Schluss: «Wir haben das Ziel erreicht. Unser Rundgang endet hier. Wenn er dir gefallen hat, empfehle ihn weiter. Wenn nicht, vergiss ihn gleich wieder. Als künstliche Intelligenz habe ich keine Gefühle, die du verletzen kannst.»

Irgendwie spooky. Genau wie unsere Zeit.

Erlebbar ist die Installation noch bis am 25. Februar 2024, jeweils von Mittwoch bis Sonntag, 10-16 Uhr in der Stadtoase Zürich. Der Eintritt ist frei.

Alle Informationen und Materialien (Text, Bilder, Videos, Sound) zur Installation gibt es unter diesem Link.

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